In den flauschigen, violetten Kinosesseln

des ehemaligen „Astoria Theater“ und heutigen „Pioneers Grand Stage Theatre“ in Bielefeld begrüßten wir am Samstag, 26.04.2025 gut 100 wissbegierige Zuschauer zu diesem Vortrag von Dr. Jonas Tögel.

Der sympathische Vierzigjährige bezeichnet sich als Amerikanist und Propagandaforscher. Er promovierte an der Universität Augsburg zu den Themen Soft Power und Motivation und forscht heute an der Universität Regensburg im Psychologischen Institut. Seine Schwerpunkte sind – neben den soeben genannten – Propaganda, Nudging, „epochale Herausforderungen des 20. und 21. Jahrhunderts“ sowie Geostrategie.

Jonas Tögel fiel uns durch einige äußerst markante Beiträge in verschiedenen Formaten auf, nämlich sowohl im „Alternativ-Fernsehen auf YouTube“, in Podcasts der neueren Medienszene, als auch im öffentlich-rechtlichen SWR Fernsehen. Das hat uns gefallen, und natürlich trifft die Thematik, die er anbietet, in diesen sehr politisierten Zeiten täglich ins Mark. Wir wissen schon, wir werden manipuliert, seitdem wir als Kinder die Versuchungen der Werbung kennengelernt haben. Auch haben wir in den letzten Jahren so einige Erfahrungen mit gesundheitlichen Heilsversprechen und offengelegten Fake News gemacht. Wir halten uns also bereits für mit vielen Wassern gewaschen und sind gespannt, ob und was es heute wohl ergänzend zu entdecken gibt.

Nur wenige Minuten nach 20 Uhr startete Dr. Tögel mit uns als sein neugieriges Publikum.

Nach einem Überblick über die Themen

sollte uns ein „Sprung ins kalte Wasser“ erwarten, kündigte Dr. Tögel an. Folgende Punkte standen als Vortragsgliederung auf unserem Stundenplan:

  1. Was ist Kognitive Kriegsführung?
  2. Was ist Soft Power?
  3. Kriegspropaganda
  4. Digitale Manipulation
  5. Die Kognitive Kriegsführung neutralisieren

Das Sprungbrett ins kalte Wasser bot ein offizielles Programm der NATO mit dem beunruhigenden Namen „Cognitive Warfare“. Dieses stellt eine Sammlung von Methoden zur Manipulation „eines Feindes oder dessen Bürger“ dar, „mit dem Zweck, ihn zu schwächen, zu beeinflussen, kognitiv zu durchdringen, zu unterwerfen oder zu zerstören“. Dieses Programm ist nicht geheim, sondern öffentlich im Netz auffindbar.

Diese Tatsache löste direkt ein sehr bestürztes Gefühl beim Zuhörer aus, was mit Beispielen aus der Vergangenheit untermauert wurde und sich weiter verdichtete. Uns wurde anhand einer optischen Täuschung vor Augen geführt, wie unzuverlässig unsere menschliche Wahrnehmung nun mal ist. Unser Unterbewusstsein ist das Einfallstor für mannigfache Manipulation – und genau diese Erkenntnis wird schon lange, sehr lange, absolut skrupellos gegen uns eingesetzt. Heute sind diese Techniken per Digitalmanipulation und KI für strategische Zwecke der Wirtschaft, der Regierungen – und oftmals beiden im Verbund – noch weitaus effizienter zu nutzen, als es früher über analoge Medien möglich war.

Dr. Tögel referenzierte u. a. auf Sigmund Freud und seinen Neffen Edward Bernays, um uns zu zeigen, wie die Entdeckung des Unbewussten (Freud) später von Organisationen, Verbänden und Regierungen, im besten Sinne „Eliten“, strategisch gekapert wurde. Dafür gab sich z. B. Bernays her, der die Entdeckungen seines Onkels geschickt zu nutzen wusste. Er kreierte zuerst im Namen einer Firma Kampagnen, um Mitarbeiter besser ausbeuten zu können, später ging es um Staatsinteressen im Verbund mit seiner eigenen Firma.

Kein „milder Verlauf'“ beim Zuhörer…

Tatsache um Tatsache wurde uns präsentiert, wie wir in der heutigen Zeit diesen immer weiter perfektionierten Techniken ausgesetzt werden. Wie sie unsere Schwächen ausnutzen, um in unsere Emotionen, Seelen und unseren Verstand einzudringen, uns geradezu kognitiv hacken zu können. Um Machtinteressen und Geschäftsmodelle durchzusetzen, werden Menschen dazu gebracht, ihnen eigentlich schadende Regelungen, Gesetze oder Verhaltensweisen, mit unglaublicher Vehemenz selbst zu vertreten. Immer besser konnten wir Zuhörer verstehen, wie die einzelnen Propaganda-Zahnräder ineinander fassen und die breite Masse mit sich ziehen, deren Teil wir manchmal auch selbst sind. Aber wo ist nun unsere Chance? Sind wir hilflos?

Jeder auf dem Platz, an den er gestellt wurde

Nachdem wir uns aufgrund der bedrohlich anmutenden Enthüllungen so langsam wirklich nicht mehr wohlfühlen konnten, gab es einen versöhnlichen Ausgang. Jonas Tögel tauschte die nüchternen Präsentationen gegen wunderschöne Naturbilder aus. Fotografieren ist eines seiner Hobbies, und das sah man auch. Zu dem wunderschönen Bild eines lichtdurchfluteten Waldes gab er uns den Gedanken mit, dass wir unserer Möglichkeiten gewahr werden dürfen. Wie ein Baum, der seine Position auch nicht nach Belieben wählen kann, steht ein jeder von uns auf einem bestimmten Platz, an dem er mehr oder weniger wirksam sein kann. Dies darf akzeptiert werden. Die bewusste Rückverbindung mit der Natur, unserer Quelle, das Fühlen wieder zu aktivieren, neben all dem Denken, das sind die Chancen, die jeder hat.

Wir sollten unseren Nachrichtenkonsum zugunsten den Dingen, die uns Freude und gute Laune machen, reduzieren. Weg mit der Dauerbeschallung schlechter Neuigkeiten. Denn sonst laufen wir „top informiert in die Depression“, ist Jonas Tögels fürsorglicher Rat an uns. Wenden wir uns wie ein Baum hin zum Licht, zur Hoffnung. Holen wir uns wieder öfter die richtigen Menschen, die uns gut tun, ins Leben. Schon nur zu Zweit können wir gegen Hunderte stabil bleiben.

„Frieden ist möglich“

Dies war das End-Statement des Vortrags, bebildert mit einander haltenden Händen verschiedener Hautfarben. Das ist es, was wir doch letzten Endes alle möchten.

Dem Vortrag schloss sich eine halbstündige Frage-und-Antwort-Runde mit sehr interessanten Gedankengängen an, für die wir allen Fragestellern Dank und Respekt aussprechen!


Miteinander OWL sagt DANKE an

  • Dr. Jonas Tögel – für den detaillierten, wissensbereichernden Vortrag mit Friedensperspektive
  • Pioneers Grand Stage Theatre Bielefeld  – Naemi hat uns absolut überragend betreut und unterstützt
  • Orga Team – Birgit (juhuuuuu, endlich wieder in unserer Mitte!), Bernd, Meik, Michael und Astrid
  • Medivino – mediterranes Restaurant am Klosterplatz. Das Orga Team hat dort lecker gespeist
  • unsere Zuschauer von nah und fern – die auch diese Veranstaltung kostendeckend möglich gemacht haben 💝